Seit dreißig Jahren hat Benita Siebke ihren Führerschein, seit zwanzig Jahren kein Auto mehr. Wenn sie zu den Eltern aufs Land fährt, lässt sie sich nicht mehr am Bahnhof abholen – auch wenn es dann manchmal länger dauert.
Ja klar, in der Großstadt geht das viel leichter. Es gibt einige Ecken in Schleswig-Holstein, wo es ohne Auto wirklich schwierig ist. Ich komme so richtig vom Land, also nicht einmal vom Dorf. Es gibt aber viele ländliche Gegenden, wo der öffentliche Nahverkehr funktioniert. Trotzdem setzen sich die meisten dort selbstverständlich hinters Steuer. Aber warum soll ich mit dem eigenen Auto in die Stadt fahren, obwohl es eine gute Verbindung gibt?
Ich kann nicht so gut argumentieren, ich werde eher emotional und sage offen, was ich denke. Dann muss ich aufpassen, dass ein Gespräch nicht eskaliert. Aber manches regt mich einfach auf. Warum fährt jemand mit dem Auto zum Bäcker ein paar Straßen weiter? Das ist einfach faul oder gedankenlos. Und warum stehen zwei Wagen vor dem Haus? Sich auf ein Auto zu beschränken, wäre ein Anfang.
Das Klima zu schützen, ist mir besonders wichtig. Ich bin bald fünfzig Jahre alt und werde von den Folgen des Treibhauseffekts nicht so stark betroffen sein. Unsere Kinder und die nächsten Generationen aber schon. Man muss es irgendwie in die Köpfe kriegen, dass wir nicht so weitermachen können.
Die Angst, dass einem ohne Auto etwas entgehen könnte, ist eigentlich unbegründet. Ich lebe schon so lange ohne Auto und habe nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Einmal hatte ich mich fürs Carsharing angemeldet, das aber nie gebraucht. Mit Bahn und Bus, zu Fuß oder mit dem Fahrrad komme ich überallhin, wo ich möchte. Die Verbindungen auf dem Land müssten natürlich besser werden. Aber wenn die Nachfrage steigt und mehr Leute die Öffentlichen nutzen, lässt sich das Angebot leichter ausbauen.
Auf gar keinen Fall! Eher die zwanzig Jahre ohne Auto.