Auch wenn die Mobilitätswende derzeit noch ein Ziel ist, auf den Straßen Schleswig-Holsteins ist sie bereits sicht- und (kaum) hörbar. Denn moderne Busse mit leisen, sauberen Antrieben prägen zunehmend das Bild sowohl in den Städten, als auch im ländlichen Raum.
Zwei Verkehrsunternehmen treiben diesen Wandel besonders voran – die KVG Kieler Verkehrsgesellschaft mbH (KVG) in der Landeshauptstadt und Autokraft GmbH, die eine Tochtergesellschaft der DB Regio AG ist, im Umland.
In Kiel läuft der Umbau zu einer emissionsfreien Busflotte auf Hochtouren. Schon heute sind 70 Elektrobusse unterwegs – vom Gelenkbus bis zum Kleinbus – allesamt betrieben mit 100 Prozent Ökostrom und ausgestattet mit WLAN- sowie USB-Anschlüssen. Die 50 neuen Fahrzeuge werden dann nicht nur über USB-A-, sondern auch über USB-C-Anschlüsse verfügen. Bis Februar 2026 sollen 122 der 218 KVG-Busse elektrisch fahren. Rechnet man die 33 Hybridbusse dazu, sind dann 71 Prozent der Flotte emissionsfrei oder deutlich emissionsärmer unterwegs. Ziel ist es, bis spätestens 2032 vollständig auf elektrische Antriebe umzusteigen.
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Parallel zur wachsenden Flotte wächst auch die Ladeinfrastruktur – und zwar nicht nur technisch, sondern auch mit einem durchdachten Konzept. Besonders clever ist dabei das sogenannte Opportunity Charging (Gelegenheitsladen).
Dahinter steckt die Idee, dass E-Busse sowohl nachts im Depot laden, als auch zwischendurch an den Endhaltestellen – genau dort, wo sie ohnehin kurz Pause machen.
In Kiel und Kronshagen sorgen inzwischen 32 Ladepunkte an zentralen Knotenpunkten für frische Energie. Auf dem Betriebshof Werftstraße und an inzwischen 10 Endhaltestellen im Kieler Stadtgebiet hat die KVG dafür Schnelllader mit satten 420 kW Ladeleistung installiert. Das spart Zeit, Platz und zusätzliche Ladepunkte im Depot.
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Für die nächtliche Ladung der Normalbusse stehen außerdem 20 moderne Depotlader bereit. Und auch der zweite Betriebshof in der Diedrichstraße wird zukunftsfähig gemacht. Hier sind gerade 43 Ladepunkte für die nächste Generation von 50 E-Bussen entstanden.
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Was rein funktional klingt, ist längst mehr als das. Diese Ladepunkte sind Teil des Stadtbilds geworden. Sie wurden und werden kreativ gestaltet – etwa mit einem maritimen Motiv der Gorch Fock und der Thor Heyerdahl in Schilksee.
Während die KVG die städtischen Linien leise und lokal emissionsfrei macht, ist im ländlichen Raum die Autokraft GmbH aktiv. Seit 2023 sind 59 E-Busse, 30 E-On-Demand-Fahrzeuge und 4 Wasserstoffbusse sowie 36 HVO-betankte Fahrzeuge unter anderem in Eckernförde, Schleswig, Eutin, Bad Segeberg, St. Peter-Ording und Heide/Meldorf im Einsatz. Die E-Busse fahren mit 100 Prozent Ökostrom und bringen einiges an Komfort mit. Fahrgäste können sich über WLAN, USB-Anschlüsse und barrierefreie Zugänge freuen. Doch gerade im ländlichen Raum ist die Umstellung auf Elektromobilität eine echte Herausforderung. Längere Strecken, weniger Ladeinfrastruktur und größere Umläufe machen den Betrieb deutlich komplexer als in der Stadt.
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In zwei Städten geht man sogar noch einen anderen Weg. In Eckernförde fahren bereits 30 Busse mit HVO-Biokraftstoff und in Neustadt sind es schon sechs. Unter HVO versteht man einen umweltfreundlichen Dieselersatz aus pflanzlichen Reststoffen. Die CO₂-Ersparnis? Bis zu 90 Prozent.
Bereits seit 2021 fahren zwei Brennstoffzellenbusse im Kreis Nordfriesland – betankt mit grünem Wasserstoff aus regional gewonnener Windenergie. In Kürze kommen dort fünf weitere hinzu. Auch in Rendsburg-Eckernförde sollen Mitte 2025 Wasserstoffbusse rollen – die passende Tankstelle entsteht in Kiel-Moorsee.
So unterschiedlich die Strecken auch sein mögen, das Ziel ist dasselbe: ein moderner, klimafreundlicher Nahverkehr, der Menschen zuverlässig und komfortabel ans Ziel bringt. Schleswig-Holstein zeigt eindrucksvoll, wie die Mobilitätswende auf Stadt- und Landstraßen gelingt – wenn man sie entschlossen angeht.