Das beliebte Deutschlandticket soll bleiben. Wie das Ticket den Verkehr verändert hat – eine Bilanz.
Seit genau zwei Jahren gibt es die Flatrate für den Nahverkehr, die von immer mehr Menschen genutzt wird. In Schleswig-Holstein sind im Mai 2025 knapp 500.000 Menschen mit dem Deutschlandticket unterwegs, bundesweit mehr als 14 Millionen – und das trotz Preiserhöhung auf 58 Euro. Für alle Nutzer*innen gab es zwei Wochen vor Ostern eine gute Nachricht: Das Deutschlandticket bleibt. Darauf haben sich Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag geeinigt. Demnach soll der Preis bis zum Jahr 2029 nicht steigen.
Wie es danach weitergeht, ist allerdings unklar. Seit das Ticket vor rund zwei Jahren startete, wird über die Finanzierung gestritten. Sogar das Aus stand im Raum. Für Fahrgäste und Nahverkehrsbranche sind die im Koalitionsvertrag zugesagten Mittel insofern eine gute Nachricht. Bund und Länder tragen die Kosten des Deutschlandtickets zu gleichen Teilen. Pro Jahr steuern sie jeweils 1,5 Milliarden Euro bei.
So umstritten wie die Finanzierung, waren von Anfang an auch die Effekte der Nahverkehrs-Flatrate. Steigen mehr Leute vom Auto um auf Bahn und Bus? Oder animiert das Deutschlandticket zu Fahrten, die ohne das Ticket gar nicht unternommen worden wären? Die dazu entstandenen Studien nimmt ein aktueller Ariadne-Report unter die Lupe, beteiligt war unter anderem das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Erstmals werden darin Befragungen mit Daten des Mobilfunks sowie von Verkehrszählungen zusammengeführt.
Das sind die Ergebnisse:
• Das Deutschlandticket hat den Verkehr vom Pkw zum ÖPNV nennenswert verlagert. Je nach Studie ist dies bei 12 bis 16 Prozent der Fahrten mit dem Ticket der Fall. Diese umfassen im Schnitt über etwa 30 Kilometer.
• Dass das Auto wegen des Tickets auch auf diesen eher längeren Strecken stehen gelassen wird, ist positiv für die Umwelt. So wird pro Jahr der Ausstoß von 4 bis 6,5 Millionen Tonnen klimaschädlichem Kohlendioxid vermieden.
• Wer ein Deutschlandticket hat, ist auch vorher schon mit Bahn und Bus gefahren. Vom Auto umgestiegen sind vor allem Pendler*innen, die den ÖPNV zuvor sporadisch genutzt haben.
Das Fazit der Autoren des Reports: Das Deutschlandticket allein kann die Verkehrswende nicht herbeiführen, es ist aber ein wichtiger Impuls für den Umstieg auf Bahn und Bus.
Die Zahl der Abos des Deutschlandtickets ist im SH-Tarif stetig gestiegen – auch durch die Varianten „Deutschland-Schulticket“, „Deutschland-Jobticket“ und „Semesterticket-Upgrade“.
Dass im April 2025 laut der Bundesregierung mehr als 14 Millionen Menschen ein Abo haben, ist jedenfalls eine Erfolgsgeschichte. Dazu beigetragen haben die einfache Tarifstruktur und die Möglichkeit, das Ticket online zu kaufen und zu nutzen. In Schleswig-Holstein nutzen 61 Prozent der Abonnent*innen es als Handyticket. Die übrigen, insbesondere Schulkinder, sind mit einer Chipkarte unterwegs. Das Potenzial ist allerdings noch nicht ausgeschöpft. Um noch mehr Menschen für das Deutschlandticket zu begeistern, setzt sich auch NAH.SH dafür ein, dass die langfristige Finanzierung gesichert wird und der Preis attraktiv bleibt.
Koch, N., Amberg, M., Krämer, A., Wilger, G., & Bongaerts, R. (2025). Faktencheck Deutschlandticket: Eine Bestandsaufnahme der empirischen Evidenz. Potsdam Institute for Climate Impact Research. Mehr erfahren
Die Bundesregierung (2025). Ein Ticket für ganz Deutschland. Mehr erfahren