Unkompliziert und günstig unterwegs sein – das Deutschlandticket macht es möglich. Eine 90-Jährige und ihre Freundinnen sind auch aus anderen Gründen treue Fans des Tickets.
„Als der Müllwagen mir die Vorfahrt genommen hat, konnte ich mich mit dem Fahrrad gerade noch in die Hecke schmeißen.“ Erika Lange nimmt seit dem Beinahe-Unfall und wegen des dichten Autoverkehrs lieber den Bus. Die 90-Jährige hat gleich nach der Einführung das Deutschlandticket abonniert. Sie erzählt, was ihr daran am besten gefällt: „Weil ich immer bar bezahlt habe, war ich früher die letzte im Bus. Jetzt kann ich einfach einsteigen und bekomme einen guten Platz.“
Mit dem Ticket fährt sie mehrmals in der Woche zur Krankengymnastik und zum Einkaufen nach Pinneberg. „Bei uns auf dem Dorf gibt’s ja nichts“, bedauert Lange. Weil sie die Urenkel bekocht und Kuchen für die große Familie backt, muss sie oft in die nahe Stadt. Nur Milch und Kartoffeln kauft sie in Borstel-Hohenraden, ebenfalls per Bus. „Ich wohne zwischen zwei Haltestellen und die Verbindungen sind gut“, freut sich die rüstige Rentnerin. Meist ist sie nach dem Berufsverkehr am Morgen und vor dem Schulverkehr am Mittag unterwegs.
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Mindestens einmal im Monat ist Lange mit ihrer 91-jährigen Freundin Ingrid unterwegs. Nach einem Blick auf die Wanderkarte wird meist ein Ziel im Grünen gewählt. Zu zweit, zu dritt oder zu viert geht es etwa nach Lütjensee oder zum Elbwanderweg. „Früher sind wir immer zwölf Kilometer gewandert, jetzt noch die Hälfte.“ Im Hamburger Hauptbahnhof kennen sie sich inzwischen bestens aus, die Treppen zur S- und U-Bahn sind kein Hindernis. Allerhand Stufen gab es auch, um ganz nach oben auf den Bunker in St. Pauli zu kommen. „Aber das war uns egal“, meint Lange. „Wir haben gesagt, da müssen wir unbedingt hoch.“
Die Entschlossenheit der früheren Bankangestellten endet nur bei längeren Reisen. Mit dem Deutschlandticket nach Amrum zu fahren, ist ihr zu riskant. Bei Verspätungen ist die Fähre weg. Mehrmals umzusteigen, ist für die Rentnerinnen dagegen kein Problem –auch ohne die genauen Verbindungen zu kennen. „Manchmal müssen wir etwas warten, aber wir haben ja den ganzen Tag Zeit.“ Auf einigen Strecken hilft ein Blick in einen fünf Jahre alten Fahrplan – die meisten Verbindungen stimmen noch.
Dass das Deutschlandticket teurer wurde, hat die Freundinnen nicht abgeschreckt. Das deckt sich mit den im Vorjahr für das Mobilitätspanel von NAH.SH erhobenen Zahlen. Weniger als fünf Prozent der Befragten gaben an, das Deutschlandticket nach der Preiserhöhung nicht mehr nutzen zu wollen. Rund 220.000 Menschen hatten Ende 2024 das Ticket im SH-Tarifgebiet abonniert. Erika Lange wird dem Deutschlandticket jedenfalls treu bleiben. Ihr abschließender Hinweis an den Autor: „Schreiben Sie, dass ich sehr zufrieden damit bin.“