Zu nass, zu kalt, zu windig – bei miesem Wetter steigen manche lieber vom Rad auf Bahn und Bus um. Anderen genügen schon ein paar Tropfen, um mit dem Auto zur Arbeit zu pendeln. Wie beeinflusst das Wetter eigentlich unsere Mobilität?
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Laut einer Studie der Freien Universität Berlin für die Verkehrsbetriebe der Hauptstadt sind die Effekte von Temperatur und Niederschlag statistisch klar erkennbar: Fällt das Thermometer unter minus 5 Grad Celsius, steigt die Zahl der verkauften Tickets um bis zu 40 Prozent. Regnet es, beträgt das Plus gegenüber trockenen Zeiträumen immerhin bis zu fünf Prozent.
Die Witterung ist allerdings nicht allein entscheidend. Ob Wege bei schlechtem Wetter mit dem Umweltverbund – also mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Rad – zurückgelegt werden, hängt zum Beispiel auch von der Infrastruktur und kulturellen Gepflogenheiten ab. Wenn das Wegenetz für Fahrräder gut ausgebaut ist, sind diese auch bei Niederschlag im Einsatz, zeigt eine Untersuchung der Universität Münster (der englische Titel lautet: Some people feel the rain, others just get wet). In Städten mit guten Wegen für Zweiräder geht der Alltagsradverkehr demnach um weniger als 5 Prozent zurück. In Städten mit schlecht ausgebauten Radwegen beträgt das Minus dagegen bis zu 30 Prozent. Damit Fahrgäste in Schleswig-Holstein komfortabel und trocken zwischen Rad und Nahverkehr umsteigen können, lässt NAH.SH an vielen Bahnhöfen Bike+Ride-Stationen bauen.
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Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Bei einer Umfrage in der Insta-Community von NAH.SH ist regenfeste und praktische Kleidung die am häufigsten genannte Strategie, um auch bei steifer Brise und Nässe komfortabel zur Arbeit und zurück zu kommen. Wetterfest bis zur Bushaltestelle oder Bahnstation zu gehen oder zu radeln, ist zugleich ein Statement: Von ein paar Regentropfen lasse ich mich doch nicht davon abhalten, umweltfreundlich und gesund unterwegs zu sein. Dass Gewohnheit, Haltung und kulturelle Prägung tatsächlich eine große Rolle beim Mobilitätsverhalten spielen, legt eine Studie der Universität zu Köln nahe: So nutzen Niederländer*innen das Fahrrad im Winter etwa doppelt so oft wie wir Deutschen.
Das liegt sicherlich nicht daran, dass es im Nachbarland weniger Niederschlag gibt. Bei uns regnet es laut dem Deutschen Wetterdienst in 90 Prozent der Zeit nicht. Viele Schauer sind zudem örtlich begrenzt. Das heißt: Wer nicht allzu starre Arbeitszeiten hat, kann mithilfe des Regenradars meist trocken ins Büro kommen. Forschende des Centrums für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg zeigen für die Hansestadt: Wer bis zu einer halben Stunde vor oder nach der üblichen Zeit startet, kann jeden zweiten Regenschauer vermeiden.
In Friedrichstadt – unserem Klein-Amsterdam – ist der niederländische Einfluss nach wie vor zu sehen. Vielleicht sollten wir uns heute bei der Mobilität vom Nachbarland inspirieren lassen: bessere Infrastruktur für den Umweltverbund schaffen und dem Schmuddelwetter einfach die kalte Schulter zeigen.