Ob eilige Medikamente oder zentnerschwere Lasten – per Fahrrad lassen sich viele Dinge schnell und klimafreundlich ans Ziel bringen. Unterwegs mit einer Kurierin.
Mittwoch, 10 Uhr, Kiel-Suchsdorf: Der Fahrer eines Transporters übergibt Kisten mit regionalem Gemüse an die Kurierin. Laura Calvo Moreno verteilt die frischen Lebensmittel im Kieler Stadtgebiet – per Lastenrad. „Erst jetzt, beim Blick auf die Empfängerliste, weiß ich, welche Route heute vor mir liegt.“ Die gebürtige Spanierin schaut kurz auf, während sie die Gemüsekisten schnell und souverän in der richtigen Reihenfolge stapelt.
„Ich liebe diesen Job“, sagt sie. „Frische Luft, Bewegung, die Stadt erkunden.“
Die Fahrradkurierin fährt für „noord transport“. Die Mission des etwa drei Jahre alten Transportunternehmens lautet: „Wir wollen unsere Städte lebenswerter, sauberer und sicherer machen. Intelligente und nachhaltige Logistiklösungen sind dafür der Schlüssel.“ Das Fahrrad ist solch ein Schlüssel. Die Kundschaft ist oft überrascht, was alles damit möglich ist: Kurzfristige und dringende Lieferungen von Drucksachen bis Medikamenten kommen schnell ans Ziel. Zentnerschwere Lasten werden per Lastenrad mit Elektroantrieb von A nach B transportiert.
Steuerberaterin oder Anwalt, lokales Ladengeschäft, private Lieferdienste, Verwaltungen, Institutionen, die Stadt ...“ Lauras Aufzählung der Auftraggeber*innen von „noord transport“ ist lang. Das Unternehmen wächst. Selbst große Transportfirmen nutzen bereits Fahrradkurierdienste. Im Fall des Schweizer Unternehmens „swissconnect“ gibt es sogar eine Anbindung an den Schienenverkehr. So werden Expresslieferungen per Rad an spezielle Zugabteile der Schweizer Bahn geliefert. Für Laura sind das „funktionierende Logistikkreise“. Sie macht ihren Master in Umweltwissenschaften mit Schwerpunkt Stadtlogistik. Es wird klar: Was sie hier tut, ist mehr als ein Job.
Zum Engagement gehört auch, sich nicht von der teils schlechten Infrastruktur abschrecken zu lassen. Wegen holpriger Fahrradwege muss sie viel Zeit aufwenden, um die Eier in der Lieferung sicher zu verpacken. „Die Infrastruktur für Radfahrer*innen wird besser“, stellt sie fest, „aber es ist immer noch Luft nach oben.“ Optimierungsbedarf gibt es auch bei der Aufteilung des öffentlichen Raums, bei dem Fußgänger*innen und Radfahrer*innen benachteiligt sind. „Ich habe Verständnis für Autofahrer*innen, aber wir müssen uns die Straße teilen, ich bin auf ihre Rücksichtnahme angewiesen“, sagt Laura. Sie hat zwar ein Auto, ist damit aber seit fünf Jahren nicht mehr gefahren.