In Bahnhöfen genießen Menschen den ersten Kaffee vor Arbeitsbeginn, kaufen sich eine Zeitung mit den neuesten Nachrichten oder sammeln die ersten Eindrücke des Ortes, an dem sie gerade ankommen. An den Bahnsteigen stehen sie und winken zum Abschied, feiern Wiedersehen mit freudigen Umarmungen, warten voll Vorfreude oder sprinten die Treppen hoch, um ihren Zug in letzter Minute doch noch zu erwischen.
Bahnhöfe sind Verkehrsknotenpunkte, Erlebnisorte und Kulisse für zahlreiche persönliche Geschichten. Über 180 Bahnhöfe gibt es in Schleswig-Holstein. Sie alle haben auch ihre eigene Geschichte. Im ersten Teil haben wir die Bahnhöfe mit besonderem Bezug zum Wasser vorgestellt. Auch von den folgenden Bahnhöfen liegen einige direkt am Wasser – keine Seltenheit im Land zwischen den Meeren. Diese hier bieten jedoch weitere gute Gründe für einen Ausflug zum Bahnhof:
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Am Museumsbahnhof Schönberger Strand machen historische Dieselzüge genauso Station wie über hundert Jahre alte Straßenbahnwagen. Auch ein liebevoll – mit ehrenamtlicher Arbeit – restaurierter Schienenbus mit knubbeliger Motornase bricht von hier aus zu seinen Sonderfahrten auf.
Ein nostalgischer Traum für Technik und Geschichtsenthusiast*innen! In wenigen Jahren hält dort sogar ein moderner Akkuzug, wenn die Bauarbeiten zur Reaktivierung der Strecke abgeschlossen sind und der Schönberger Strand wieder regulär auf der Schiene mit dem Kieler Hauptbahnhof verbunden ist.
Fahrpläne und weitere Infos gibt es hier.
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Ein Bahnhof ohne Züge? Wo gibt es denn sowas? Auf Fehmarn! Seit Herbst 2022 wird die Bahnstrecke zwischen Lübeck und Puttgarden zweigleisig ausgebaut. Grund dafür ist die feste Fehmarnbelt-Querung. Am Bahnhof Fehmarn-Burg halten deswegen für mehrere Jahre keine Züge.
Vom Verkehr abgeschnitten ist er trotzdem nicht: Die komfortablen Doppeldecker-Busse der Linie X85 rollen als Premium-Ersatzverkehr regelmäßig von Lübeck nach Fehmarn.
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Kein digitales Display, kein hektisches Piepsen. Stattdessen diese rhythmische Klappbewegung der Ziffern wie aus einem alten Film … Die große Abfahrtsanzeige am Uhrenturm des Bahnhofs Lübeck-Travemünde Strand ist mit ihrer analogen Mechanik ein technisches Kuriosum in unseren modernen Zeiten. Die Bahnhofshalle wurde 1912 im Jugendstil erbaut.
Allein die Bezeichnung „Strandbahnhof“ lässt Urlaubsfeeling aufkommen. Einsteigen, aussteigen, Strandleben – so lautet das Motto. Am besten liegt die Badekleidung schon bereit. Wer aus dem Zug steigt, steht nach einigen Schritten an der Ostsee, lässt die nackten Füße vom Wasser umspielen – oder taucht gleich ganz ab. Da lässt sich die Zeit gut vergessen.
Am Bahnhof Niebüll muss man keinen Alkohol getrunken haben, um doppelt zu sehen: Diese Stadt beherbergt tatsächlich zwei Bahnhöfe. Östlich der Bahnhofstraße ist der DB-Bahnhof angesiedelt. Auf der anderen Seite des Vorplatzes befindet sich der Bahnhof Niebüll neg. Hier startet die Kleinbahn Niebüll-Dagebüll. Keine Sorge: Die Züge sind normal groß. Als Kleinbahnen wurden früher Strecken bezeichnet, auf denen andere Regeln galten als auf den Hauptstrecken. Das ist inzwischen Geschichte. Der Name aber hat sich gehalten.
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Im April 2024 wurde der Bahnhof Sörup von der Allianz pro Schiene mit dem deutschlandweiten Sonderpreis „Bahnhof des Jahres“ ausgezeichnet. Ein großes Lob geht dabei an die Gemeinde, die den Bahnhof durch gezielte Maßnahmen zu einem wichtigen Teil des Ortskerns gemacht hat. Obwohl der Bahnhof eher klein ist, hat er einen Warteraum und eine Toilette.
Im Gebäude lädt ein Eiscafé mit Außenbereich zur Pause ein, und der Bus für die nachhaltige Weiterfahrt hält direkt neben dem Gebäude.
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Kaffeeduft weht aus dem denkmalgeschützten Gebäude des Bahnhofs Süderbrarup herüber. Direkt neben Gleis 1 hat hier 2018 „Ebsen's Kaffeehaus“ eröffnet. Eine Ecke des Cafés ist sogar im Stil eines Zugabteils eingerichtet – mit Originalsitzen aus einem alten InterCity. Nebenan lädt ein Antik- und Kunsthandwerksladen zum Stöbern ein. Die ersten Züge hielten 1880 an dem Gebäude aus gelbem und rotem Backstein.
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Einige unserer Bahnhöfe sind einfach aufgrund ihrer Lage, Größe oder ihres Alters Gewinner einer bestimmten Kategorie. Der Bahnhof Pinneberg wartet mit dem ältesten Bahnhofsgebäude auf: Er wurde 1844 eröffnet. Aktuell wird er – natürlich unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes – saniert.
Zum Beispiel wird die Außenfassade von 1936 mit den Bestandsfensteröffnungen nach historischem Vorbild wiederhergestellt. Der nördlichste Bahnhof im Land ist der Bahnhof Westerland auf Sylt mit den Koordinaten 54° 54′ 26″ N, 8° 18′ 37″ O, der südlichste ist der Bahnhof Büchen im Kreis Herzogtum Lauenburg.
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Seine Koordinaten: 53° 28′ 31″ N, 10° 37′ 22″ O. Am meisten los ist an den Hauptbahnhöfen Lübeck und Kiel, und der wahrscheinlich einsamste Haltepunkt mit besonders viel Landschaft drumherum ist der Haltepunkt Kating in Nordfriesland.
Wie gut sind unsere Bahnstationen in Schleswig-Holstein wirklich? Dieser Frage geht NAH.SH regelmäßig auf den Grund – mit einer systematischen Bewertung aller Bahnhöfe und Haltepunkte im Land. So wollen wir ganz transparent Qualität sichtbar machen und Verbesserungspotenziale aufzeigen.
Jede Station in Schleswig-Holstein wird viermal im Jahr durch einen Gutachter inspiziert und bewertet. Mangelnde Beleuchtung, veraltete Aushänge, verschmutzte Scheiben, defekte Sitzbank, volle Mülleimer: Alles wird dokumentiert und geht in ein Bewertungssystem ein.
Den aktuellen Jahresbericht haben wir hier veröffentlicht.